WARUM ES SICH LOHNT SEIN GETREIDE FRISCH ZU QUETSCHEN.

Haferflocken sind Everbody’s Darling. Kein Wunder, schließlich kann man die kleinen Flocken super in allerlei Rezepten verarbeiten. 

Doch wie gesund sind fertige Haferflocken aus dem Supermarkt eigentlich? 

Um das herauszufinden, lohnt sich ein genauer Blick auf den Verarbeitungsprozess. Denn dabei wird schnell klar, Haferflocken sind wie viele andere Supermarktprodukte industriell verarbeitete Lebensmittel. 

Die gekauften Getreideflocken durchlaufen spezielle industrielle Verarbeitungsschritte, um lange haltbar zu sein. Das volle, keimfähige Korn in seiner Ursprungsform hat nur noch wenig mit den Haferflocken zu tun, die wir im Supermarkt finden. Auch wenn Haferflocken den Anschein machen, ein 100% natürliches Produkt zu sein, so sind sie mit einem unverarbeiteten Haferkorn nicht zu vergleichen. Warum das so ist, erzähl ich euch jetzt! Los geht’s!

 

Wo liegt der Unterschied zwischen frisch gequetschtem Hafer und gekauften Haferflocken? 

1)   DIE NÄHRSTOFFBILANZ 

Der Nackthafer – das volle Getreide – ist  in seiner Reinform ein echtes Superfood. Er ist reich an Vitamin K, Folsäure, Biotin und Vitamin B1. Zudem enthält er Eiweiß, Enzyme, einige ungesättigte Fettsäuren und wertvolle Spurenelemente wie Mangan, Zink, Kupfer und Eisen. 

Haferflocken im Supermarktregal hingegen enthalten nur noch wenig dieser wertvollen Bestandteile, da sie zuvor gedampft, stark erhitzt, geschält, gewalzt und gelagert werden. Mit jeder Verarbeitung gehen Energie und Nährstoffe verloren. 

Unbehandelter, frisch geflockter Hafer muss hingegen innerhalb nur weniger Tage gegessen werden, da der Keimling im Nacktkhafer leicht mit Sauerstoff reagiert. Durch diesen Oxidationsprozess können die Flocken schnell ranzig werden und einen bitteren Geschmack entwickeln. Ideal ist es deshalb die Haferflocken direkt ein bis zwei Stunden nach dem Quetschen zu essen oder zu verarbeiten.

Hier bietet sich zum Beispiel die Zubereitung eines Overnight-Oats an. In Flüssigkeit eingelegt können die Haferflocken nicht mit dem Sauerstoff reagieren.

Auch das Rösten eines Granolas ist eine Möglichkeit. Durch den Röstungsprozess halten sich die Flocken länger. (Natürlich können bei diesem Prozess auch einige B-Vitamine durch die Hitze verloren gehen. Doch die frisch gequetschten Haferflocken, die du dafür verwendest, sich von Haus frischer und nährreicher als gekaufte Haferflocken.)

 

2)   DIE QUELLEIGENSCHAFTEN

Haferflocken sind wunderbare Sattmacher. Sie haben durch ihre Ballaststoffe stark quellende Eigenschaften. Durch die industrielle Verarbeitung werden Haferflocken jedoch gedämpft. Die heißen Dämpfe zerstören wichtige Nähr- und Inhaltsstoffe, insbesondere B-Vitamine. Zudem verlieren die Ballaststoffe in den Flocken bis zu 60 Prozent ihrer Quellfähigkeiten.

Gekaufte Haferflocken können folglich sehr viel weniger im Magen oder im Porridge aufquellen als frisch gequetschte Haferflocken. Aus diesem Grund machen selbst gemachte Haferflocken sehr viel länger satt als gekaufte. 

 

3)   SCHNELL GEMACHT

Frisch gequetschte Haferflocken haben den großen Vorteil, dass man sie super schnell mit einer Quetsche zubereiten kann. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Getreidesorten muss Nackthafer nicht vor dem Quetschen eingeweicht werden. Besonders harte Getreidekörner benötigten diese Einweichzeit, um die feste Außenschale elastischer zu machen. Weil die Haferschale nicht ganz so hart ist, kann beim Nackthafer auf das Einweichen verzichtet werden.   

Falls du einmal Buchweizen, Dinkel oder ein anderes tolles Korn mit einer Quetsche verarbeiten möchtest, weiche das Korn vorher gut ein – ca. 30 Minuten. Das hat übrigens noch einen weiteren Vorteil: Durch das Einweichen wird ein enyzmatischer Vorgang im Korn in Gang gesetzt, der dabei hilft, dass wir die Mineralstoffe im Korn besser bei der Verdauung verwerten können. 



Soll ich mir eine Getreidequetsche kaufen?

Gute Frage. Wenn du ein Fan von Hafer und Getreide im Allgemeinen bist, kann die Anschaffung einer Quetsche sinnvoll sein. Durch das frische Quetschen sind der Nährwertgehalt und die Quelleigenschaften der Haferflocken und anderer Getreide sehr viel höher.

Weiterer Vorteil einer Quetsche ist, dass man nicht nur Hafer, sondern auch Samen und andere Körner damit quetschen kann. Wer zum Beispiel gerne Leinsamen isst, für den ist eine Quetsche eine tolle Sache.

Leinsamen sind nämlich reich an guten Omega-3-Fettsäuren. Diese entzündungshemmenden Fettsäuren reagieren jedoch sehr sensibel auf Sauerstoff. Fertig geschrotete Leinsamen aus dem Supermarkt haben aus diesem Grund viele dieser wertvollen Fettsäuren bereits verloren. Ganze Leinsamen hingegen enthalten noch alle wertvollen Fettsäuren im Inneren des Samens. Der Körper kann die Samen ungeschrotet jedoch nur schwer aufzuspalten, um das gute Fett für sich zu nutzen. Beim Verzehr ganzer Leinsamen wird deshalb ein Großteil der Omega-3-Fettsäuren ungenutzt wieder ausgeschieden. 

Quetscht du jedoch kurz vom Essen deine Leinsamen frisch und gibst sie dann direkt zu deiner Mahlzeit dazu, kannst du das volle gesundheitliche Potenzial der Leinsamen und guten Fette für dich nutzen. 

Ich persönlich verwende meine Getreidequetsche vor allem zum Quetschen von Samen und Hafer. Ich habe nur eine manuelle Quetsche mit Handkurbel – da die Mengen, die bei uns in der Küche verarbeitet werden noch überschaubar sind. Wenn du jedoch für die ganze Familie Getreide quetschen möchtest, dann ist die Investition in ein elektronisches Gerät wohlmöglich sinnvoll – wenn auch etwas kostspielig. Eine Handquetsche gibt es ab ca. 150 Euro, eine voll elektronische Quetsche kostet zwischen ca. 250-1000 Euro. Wer eine Küchenmaschine besitzt, der kann auch einfach in einen Getreidequetschaufsatz investieren. Die gibt es von vielen großen Küchenmaschinenherstellern bereits im Sortiment.

Hier mal ein paar Beispiele für geeignete Modelle. Das manuelle Modell mit Handkurbel in der Mitte habe ich Zuhause:

Adrienne Tonner