WARUM SPIELT DIE VERDAUUNG WÄHREND DER PERIODE VERRÜCKT?

Vielleicht kennst du das ja auch: Vor der Menstruation fühlst du dich gereizt und übersensibel. Oft kommt noch das Gefühl von Aufgeblähtheit, Verstopfung und Unwohlsein dazu. Heißhungerattacken gibt’s noch gratis dazu. Wo ist bloss die Schokolade, wenn man sie braucht?!

Mit dem Beginn der Tage tauchen dann Unterleibskrämpfe und Blähungen auf – und bei manchen sogar Durchfall. Auch das noch!

Aber warum ist unsere Verdauung so durcheinander während der Periode? 
Und was können wir dagegen tun? 

Der oder die eine unter euch ahnt es vielleicht schon: Der Grund für das Wechselbad der Gefühle im Darm sind natürlich unsere Hormone. Innerhalb der Periode geben sich nämlich zwei Hormone mit ganz unterschiedlichen Effekten die Klinke in die Hand: Das Gelbkörperhormon Progesteron und die Hormongruppe Prostaglandine. 

Proge…was? Wer so viel Trubel in unserem Körper verursacht, kann sich auch mal ordnungsgemäß vorstellen!
Lassen wir die Zwei darum an dieser Stelle selbst zu Wort kommen ;)

Hei, ich bin Progesteron! 

Ich bereite deine Gebärmutter jeden Monat darauf vor ein Embryo in ihrem Schoss aufzunehmen. Darum komme ich in der zweiten Zyklushälfte zum Einsatz. Dass ich in diesem Zeitraum aktiv bin, erkennst du übrigens mit Hilfe der Temperaturmessmethode. Ist der Wert um 0,6-1°C erhöht, bin ich zu Besuch! Ding-Dong!  

Ich bin übrigens sehr nützlich – nicht nur für eine mögliche Schwangerschaft. Ich bewirke nämlich auch viele gute Dinge. Ich wirke zum Beispiel positiv auf deine Knochen, bin entzündungshemmend und verbessere sogar deinen Schlaf – genauer gesagt deine Tiefschlafphase.

Aber ja… Wo Sonne ist, ist aber auch Schatten. Denn ich bin leider nicht besonders förderlich für deine Verdauung. Wenn ich vorbeischaue, wird die Muskulatur des Darm ziemlich träge. Der Darm gönnt sich sozusagen eine Pause. Und das kann zu Verstopfungen führen. Sorry, Ladies. 

Weil ich auch während der Schwangerschaft von meinem Freund der Plazenta produziert werden, haben auch viele werdende Mütter mit Verstopfungen zu tun.

Hei, wir sind die Prostaglandine!

Wir schauen vorbei, wenn es mit der Befruchtung der Eizelle nicht geklappt hat. Wir helfen dabei die überschüssige Schleimhaut in der Gebärmutter wieder abzustoßen und abzuführen. Manch eine bekommt in diesem Atemzug Krämpfe im Unterleib. Und weil wir unseren Job gerne ordentlich machen, kann es schonmal passieren, dass wir auch im Darm versehentlich aktiv werden. Dann sind auch Krämpfen im Darm die Folge sowie Blähungen, häufigerer Stuhlgang und wenns ganz doof läuft auch Durchfall. Upsi, ist echt keine Absicht, Mädels! Wir meinen es eigentlich nur gut.


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Photo by Jonathan Borba on Unsplash

Jetzt wissen wir mit dem wir es zu tun haben. 
Aber wie können wir Progesteron und den Prostaglandinen begegnen? 

Da beide Hormone wichtig für uns und unseren Zyklus sind, sollten wir nicht gegen sie anwirken. Stattdessen können wir den Symptomen, die sie auslösen, mit der richtigen Ernährung sanft entgegenwirken. 

Wenn das Progesteron wieder für Verstopfungen sorgt, kannst du dann zum Beispiel Trockenobst, Flohsamenschalen, Hafer oder Weizenkleie in Kombination mit reichlich Wasser oder ungesüsste Tees verzehren! Auch Sport kurbelt die Darmbewegung wieder an. Eine lockere Runde Joggen, ein Stündchen mit dem Rad durch die Felder oder eine kleines Heimworkout wirken oft schon Wunder. Wenn das alles nicht hilft, kannst du auch zu Magnesium greifen (zum Beispiel in Form einer Magnesiumtablette). Es fördert die Muskel und Nervenfunktionen und kann in hohen Dosen abführend wirken. Es ist ein natürliches Abführmittel, das ich eher empfehlen würde, als Arznei-Abführmittel, die oft eine sehr stärkere „durchschlagene“ Wirkung haben. 

Gegen Magenkrämpfe können gemahlener Fenchel und Kümmel als Tee aufgebrüht helfen. 

In Apotheken gibt es auch Tee gegen Regelbeschwerden, sie beinhalten oft seltenere entkrampfende Wildkräuter, die wir im regulären Handel schwer finden. Dazu zählen z.B. Brennessel, Gänsefingerkraut und Schafgarbe.

Auch der einfache Trick einer Wärmflasche tut oft schon sehr gut. Wärme und Entspannung helfen die verkrampfte Muskulatur zu entspannen. 

Wenn alle Stricke reißen können Ibuprofen und Aspirin die Prostaglandine hemmen und so den Schmerz lindern. Jedoch empfehle ich erstmal den natürlichen Weg zu probieren. 

Ich hoffe, das die Infos euch weiterhelfen.
Ich wünsch euch allen ein möglichst beschwerdefreien Zyklus!


Quelle: "Ernährung in Prävention und Therapie, ein Lehrbuch" von C. Müller et al., 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2009

Adrienne Tonner