LOUWEN-DIÄT IN DER SCHWANGERSCHAFT

Jede werdende Mutter möchte nur das Beste für ihren heranwachsenden Nachwuchs. Mir geht es da natürlich nicht anders. Als Ernährungsberaterin haben ich den großen Vorteil, dass ich grundsätzlich schon einmal ganz gut weiss, welche Lebensmittel mich und mein Baby in dieser anspruchsvollen Schwangerschaftszeit mit allen nötigen Nährstoffen versorgt. Besonders hervorzuheben sind hier natürlich Folsäure, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Eisen und B-Vitamine. 

So kurz vor der Geburt rückt auch bei mir natürlich die sogenannte „Louwen-Ernährung“ stärker in den Fokus – verspricht sie doch eine schnellere und komplikationslosere Geburt. Doch was ist die „Louwen-Diät“ überhaupt und warum hat sie eine geburtserleichternde Wirkung?

Was ist die Louwen-Ernährung?

Die meisten sprechen von der „Louwen-Diät“. Wobei Diät für mich immer mit Abnehmen verbunden ist. Darum spreche ich hier lieber von Ernährung. Denn gerade in der Schwangerschaft geht es ja nicht um Gewichtsreduktion, sondern um eine optimale Nährstoffversorgung.

Die Lou­wen-Ernährung wurde nach dem Prof. Frank Lou­wen, dem Lei­ter der Ge­burts­hil­fe an der Uni­ver­si­täts-Frau­en­kli­nik in Frank­furt, benannt.  Sie gilt als anerkannte Ernährungsempfehlung in Frauenarztpraxen. Auch viele Hebammen empfehlen ihren Patientinnen zum Ende der Schwangerschaft die Louwen-Ernährung als optimale Geburtsvorbereitung.

Neuer Name, bekanntes Konzept.

Bei einem genauen Blick auf die Ernährungsempfehlungen der Louwen-Ernährung wird klar: Sie unterscheidet sich eigentlich kaum von der Logi-Me­tho­de (Low Gly­ce­mic In­dex) oder Glyx-Diät

Alle drei Ernährungsmodelle ba­sieren dar­auf, den Blutzuckerspiegel möglichst stabil zu halten. Dies kann im Falle der Logi- und Glyx-Ernährung sehr hilfreich bei der Gewichtsreduktion sein. Im Falle eine Schwangerschaft bringt es andere Vorteile mit sich. Denn Schwangere tendieren durch ihre hormonellen Veränderungen zu einem leicht erhöhten Blutzuckerspiegel, der auch die Heißhungergefühle vieler werdenden Mütter erklärt. 

Gehen Schwangere ihren Gelüsten zu sehr nach oder haben bereits eine Tendenz zu erhöhtem Blutzucker (insbesondere bei eher Spätgebärenden ein Thema), so kann sich die sogenannte Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. 

Schwangerschaftsdiabetes (auch Gestationsdiabetes genannt) gilt als die häufigste Begleiterkrankung einer Schwangerschaft. Ca. vier von zehn Schwangeren sind von ihr betroffen. Meist verläuft er weitgehend symptomlos. Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes kommen jedoch häufiger mit einem höheren Geburtsgewicht zur Welt (über 4.000 Gramm). Das kann zur Folge haben, dass ein Kaiserschnitt nötig ist. Außerdem kann es zu Frühgeburten kommen.

Durch eine Ernährung die den Blutzuckerspiegel konstant niedrig hält, wird das Risiko für Gestationsdiabetes reduziert. Zudem verspricht diese Ernährungsweise eine schmerzfreiere und schnellere Geburt. 

Spätestens 36 Stunden vor der Geburt wird zum Verzicht von einfachen Kohlenhydraten geraten, um die Wehenschmerzen zu reduzieren. Ideal wäre nach Louwen jedoch die Ernährung bereits 6 Wochen vor der Geburt kohlenhydratärmer und niedrig-glykämischer zu gestalten. 

Wieso kam Louwen zu seiner Ernährungsempfehlung?

Wenn die Lun­gen des un­ge­bo­re­nen Kin­des ab der 35. Schwangerschaftswoche reif ge­nug zum Über­le­ben außer­halb der Ge­bär­mut­ter sind, wer­den ver­mehrt Ge­webs­hor­mo­ne mit dem Namen Pro­sta­glan­di­ne ge­bil­det. Sie sind vor der Ge­burt für die Wei­tung des Mut­ter­mun­des und die Ver­kür­zung des Gebärmutterhals ver­ant­wort­lich und re­gen die Kon­trak­tio­nen der Gebärmutter an.

Sie wirken im Körper jedoch nur, wenn ihnen aus­rei­chend Re­zep­to­ren zur Verfügung stehen. Diese Rezeptoren können jedoch vom Hormon In­su­lin be­setzt und blockiert werden. 

Da Insulin in größeren Mengen insbesondere nach Mahlzeiten produziert wird, die den Blutzucker schnell ansteigen lassen, werden die Prostaglandine durch eine kohlenhydrat- und zuckerreiche Ernährung an ihrer Arbeit gehemmt. Statt ge­burts­wirk­sam zu sein, fließen sie un­ge­bun­den im Blut her­um, was Schmer­zen aus­lösen kann. 

Laut Louwen verhindert eine koh­len­hy­dratrei­che Er­näh­rung somit die op­ti­ma­le Vor­be­rei­tung auf die Ge­burt. Zudem reduziert sie die Aus­lö­sung ge­burts­ak­ti­ver We­hen. Weil zu we­ni­ge Pro­sta­glan­din-Re­zep­to­ren zur Ver­fü­gung ste­hen, kann die Ge­burt außerdem mit größe­ren Schmer­zen ver­bun­den sein. Dies könn­te zu schwe­re­ren Ge­burts­ver­läu­fen und da­mit zu mehr Kai­ser­schnit­ten füh­ren. 

Fehlt es an ausreichend Protaglandinen steigt zu dem das Risiko, dass eine Geburt später von statten geht und ggf. eingeleitet werden muss. Hierfür werden der Schwangeren die Hormone Protaglandine gezielt verabreicht, um die Wehen zu fördern.  

Was ist während der Louwen-Diät erlaubt und was nicht?

Die gute Nachricht zu erst: Koh­len­hy­dra­te sind nicht gänzlich verboten. Es geht vor allem um jene, die den Blut­zu­cker­spie­gel schnell an­stei­gen las­sen, also ei­nen ho­hen gly­kä­mi­schen In­dex ha­ben. 

Das sind voral­lem ein­fa­che Koh­len­hy­dra­te aus Ge­trei­de und Zu­cker. Sie stecken in  Brot, Pas­ta, Reis und Süßig­kei­ten. Kom­ple­xe Koh­len­hy­dra­te wie bei­spiels­wei­se Hül­sen­früch­te (Lin­sen, Erb­sen, Boh­nen, Ki­cher­erb­sen), Milch­pro­duk­te, Wild­reis, Oran­gen, Äp­fel, Bir­nen und Nüs­se dürfen weiterhin guten Gewissens gegessen werden. 

Die wichtigsten Ernährungsregeln zur Geburtsvorbereitung:

  • Vollkorn-Produkte sind stark verarbeiteten Produkten vorzuziehen. Statt Nudeln aus Weißmehl sollte man nun eher zur Vollkorn-Variante greifen. Wenn Reis gegessen wird sollte Natur- oder Wildreis genutzt werden. Hirse, Bulger und Couscous sollten eher nicht verzehrt werden.

  • Vollkornbrot und Saatenbrote (mit einem hohen Eiweißanteil) sind ein guter Ersatz für alle Brot-Fans. Wichtig: Achte darauf, dass kein Zucker zum Brotteig beigefügt wurde, wie Glukose-Malz-Sirup, Dextrose, Maltodextrin usw. Sie kommen oft zum Einsatz, um Brot dunkler und vollwertiger wirken zu lassen, jedoch sind sie am Ende des Tages Zucker.

  • Süßigkeiten, Kuchen und Gebäck sollten gemieden werden. Greife lieber zu selbst gemachten süßen, niedrig-glykämischen Leckereien, wie Beerenquark gesüßt mit präbiotischem Yacon-Sirup oder Obst wie Äpfel oder Birnen.

  • Greife bei Obst zu weniger süßen Varianten, die reich an Ballaststoffen sind. Hier sind Äpfel und Birnen sowie Beeren optimal. Melone, Bananen, Ananas, Papaya, Trauben, Mango und Trockenobst sind auf Grund ihres hohen Anteil an natürlichem Zucker ebenfalls zu reduzieren.

Einzige Ausnahme: Datteln.

Es widerspricht der These von Louwen und doch zeigten Studie, dass der Verzehr von Datteln positive Aspekte für die Schwangerschaft mit sich bringt. Sie sollen wehenfördernd wirken und so die Geburt erleichtern. Eine Studie deutet darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Datteln ab Schwangerschaftswoche 36 die Latenzphase (Phase mit regelmäßigen Wehen bei noch geschlossenem Muttermund) verkürzen kann. Die eigentliche Geburt – nach dem der Muttermund komplett offen ist – geht ebenso schneller von statten. Auch die Nachgeburt soll schneller verlaufen. Zudem ist wohl die Vergabe von wehenfördernden Hormonen wie Prostaglandine und Oxytocin seltener nötig.

Folglich wäre ein guter Mix als Geburtsvorbereitung wohl eine niedrig-glykämische Ernährungsweise à la Louwen kombiniert mit dem Verzehr von Datteln.

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Quelle:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21280989/

Adrienne Tonner