Was ist die Louwen-Ernährung?
Die meisten sprechen von der „Louwen-Diät“. Wobei Diät für mich immer mit Abnehmen verbunden ist. Darum spreche ich hier lieber von Ernährung. Denn gerade in der Schwangerschaft geht es ja nicht um Gewichtsreduktion, sondern um eine optimale Nährstoffversorgung.
Die Louwen-Ernährung wurde nach dem Prof. Frank Louwen, dem Leiter der Geburtshilfe an der Universitäts-Frauenklinik in Frankfurt, benannt. Sie gilt als anerkannte Ernährungsempfehlung in Frauenarztpraxen. Auch viele Hebammen empfehlen ihren Patientinnen zum Ende der Schwangerschaft die Louwen-Ernährung als optimale Geburtsvorbereitung.
Neuer Name, bekanntes Konzept.
Bei einem genauen Blick auf die Ernährungsempfehlungen der Louwen-Ernährung wird klar: Sie unterscheidet sich eigentlich kaum von der Logi-Methode (Low Glycemic Index) oder Glyx-Diät.
Alle drei Ernährungsmodelle basieren darauf, den Blutzuckerspiegel möglichst stabil zu halten. Dies kann im Falle der Logi- und Glyx-Ernährung sehr hilfreich bei der Gewichtsreduktion sein. Im Falle eine Schwangerschaft bringt es andere Vorteile mit sich. Denn Schwangere tendieren durch ihre hormonellen Veränderungen zu einem leicht erhöhten Blutzuckerspiegel, der auch die Heißhungergefühle vieler werdenden Mütter erklärt.
Gehen Schwangere ihren Gelüsten zu sehr nach oder haben bereits eine Tendenz zu erhöhtem Blutzucker (insbesondere bei eher Spätgebärenden ein Thema), so kann sich die sogenannte Schwangerschaftsdiabetes entwickeln.
Schwangerschaftsdiabetes (auch Gestationsdiabetes genannt) gilt als die häufigste Begleiterkrankung einer Schwangerschaft. Ca. vier von zehn Schwangeren sind von ihr betroffen. Meist verläuft er weitgehend symptomlos. Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes kommen jedoch häufiger mit einem höheren Geburtsgewicht zur Welt (über 4.000 Gramm). Das kann zur Folge haben, dass ein Kaiserschnitt nötig ist. Außerdem kann es zu Frühgeburten kommen.
Durch eine Ernährung die den Blutzuckerspiegel konstant niedrig hält, wird das Risiko für Gestationsdiabetes reduziert. Zudem verspricht diese Ernährungsweise eine schmerzfreiere und schnellere Geburt.
Spätestens 36 Stunden vor der Geburt wird zum Verzicht von einfachen Kohlenhydraten geraten, um die Wehenschmerzen zu reduzieren. Ideal wäre nach Louwen jedoch die Ernährung bereits 6 Wochen vor der Geburt kohlenhydratärmer und niedrig-glykämischer zu gestalten.
Wieso kam Louwen zu seiner Ernährungsempfehlung?
Wenn die Lungen des ungeborenen Kindes ab der 35. Schwangerschaftswoche reif genug zum Überleben außerhalb der Gebärmutter sind, werden vermehrt Gewebshormone mit dem Namen Prostaglandine gebildet. Sie sind vor der Geburt für die Weitung des Muttermundes und die Verkürzung des Gebärmutterhals verantwortlich und regen die Kontraktionen der Gebärmutter an.
Sie wirken im Körper jedoch nur, wenn ihnen ausreichend Rezeptoren zur Verfügung stehen. Diese Rezeptoren können jedoch vom Hormon Insulin besetzt und blockiert werden.
Da Insulin in größeren Mengen insbesondere nach Mahlzeiten produziert wird, die den Blutzucker schnell ansteigen lassen, werden die Prostaglandine durch eine kohlenhydrat- und zuckerreiche Ernährung an ihrer Arbeit gehemmt. Statt geburtswirksam zu sein, fließen sie ungebunden im Blut herum, was Schmerzen auslösen kann.
Laut Louwen verhindert eine kohlenhydratreiche Ernährung somit die optimale Vorbereitung auf die Geburt. Zudem reduziert sie die Auslösung geburtsaktiver Wehen. Weil zu wenige Prostaglandin-Rezeptoren zur Verfügung stehen, kann die Geburt außerdem mit größeren Schmerzen verbunden sein. Dies könnte zu schwereren Geburtsverläufen und damit zu mehr Kaiserschnitten führen.
Fehlt es an ausreichend Protaglandinen steigt zu dem das Risiko, dass eine Geburt später von statten geht und ggf. eingeleitet werden muss. Hierfür werden der Schwangeren die Hormone Protaglandine gezielt verabreicht, um die Wehen zu fördern.
Was ist während der Louwen-Diät erlaubt und was nicht?
Die gute Nachricht zu erst: Kohlenhydrate sind nicht gänzlich verboten. Es geht vor allem um jene, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen, also einen hohen glykämischen Index haben.
Das sind vorallem einfache Kohlenhydrate aus Getreide und Zucker. Sie stecken in Brot, Pasta, Reis und Süßigkeiten. Komplexe Kohlenhydrate wie beispielsweise Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen), Milchprodukte, Wildreis, Orangen, Äpfel, Birnen und Nüsse dürfen weiterhin guten Gewissens gegessen werden.